Afghanische Ortskräfte sind immer noch in Gefahr
“Es ist viel zu spät evakuiert worden und deswegen sind Menschen gestorben.”
– Robin Wagener
Ein Jahr nach der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan leben viele ehemalige Ortskräfte deutscher Ministerien noch immer in großer Gefahr. Zwar konnten mehr als 3000 von ihnen gerettet werden, doch noch immer harren rund 7000 Menschen auf Hilfe. Der erste Ortskräftekongress konnte einen Raum schaffen, in dem Betroffene aus Afghanistan und politische Entscheidungsträger*innen aus Deutschland zusammenkommen konnten, um sich zu vernetzen, Herausforderungen zu identifizieren und Lösungsansätze zu finden.
„Auch hier hat in der Vergangenheit das auswärtige Amt, das Innenministerium, gemeinsam versagt.”
– Günther Burkhardt
Seit am 14. August 2021 die Taliban die Macht an sich rissen, hat sich das Leben für viele Afghanen und Afghaninnen dramatisch verschlechtert. Menschenrechte werden eingeschränkt, ehemalige Ortskräfte deutscher Ministerien können nicht mehr in Sicherheit leben, müssen Verhaftungen fürchten oder gar um ihr Leben.
“Wir haben sie mit unserer Politik mit in die Gefahr gebracht, deshalb müssen wir auch dafür sorgen, dass sie gesichert sind, so wie wir unsere eigenen Staatsangehörigen retten.”
– Helge Lindh
Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V., PRO ASYL , der Deutsche BundeswehrVerband und die Evangelische Akademie zu Berlin haben ehemaligen Ortskräften, die schon nach Deutschland gelangen konnten, mit dem Ortskräfte Kongress 2022 ein Plenum gegeben, um sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen.
“Warum soll sich künftig jemand darauf einlassen für uns und für die Bundeswehr im Auslandseinsatz zu arbeiten, wenn er das Gefühl hat, danach wird er alleine gelassen?”
– Peter Tauber
Durch den ersten Ortskräftekongress soll das öffentliche Bewusstsein dafür gestärkt werden, dass es viele Afghaninnen und Afghanen gibt, die noch nicht in Sicherheit leben können. Ein weiteres Ziel ist es, Unterstützer*innen über die regional höchst unterschiedlichen Probleme zu informieren. Der Kongress konnte konkrete Hilfsangebote vermitteln, die Möglichkeiten des Familiennachzugs oder der Familienzusammenführung beleuchten und rechtliche Beratungen zu aufenthaltsrechtlichen Fragen anbieten. Gleichzeitig wurden auch verantwortliche Politiker*innen und Mitarbeiter*innen von Ministerien einbezogen. Neben fachlichem Austausch zur Entwicklung von Lösungsstrategien konnte der Kongress auch ein Ort der persönlichen Begegnung sein.
“Die Ortskräfte haben Verantwortung übernommen, damit sie Deutschland und die Bundeswehr in Afghanistan bei ihrem Einsatz unterstützen und jetzt ist die Bundesregierung dran, seine Verantwortung gegenüber dieser Menschen zu übernehmen und diese Menschen zu retten.”
– Qais Nekzai
Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V. ist ein Zusammenschluss von engagierten Paten und hilfsbereiten Menschen vielfältiger Berufsgruppen, ehrenamtlichen Helfer*innen und hauptamtlichen Sozialarbeiter*innen, der sich bundesweit für ehemalige Ortskräfte einsetzt.
“Das Beispiel Ortskräfte ist nur ein Symptom – auch andere Bereiche zeigen, dass es da noch viel Luft nach oben gibt.”
– Marcus Grotian
Von MarcusGrotian